Südfeldmarker Hochseeangelclub 77 e.V.
  1x1 des Kutterangelns
 
1x1 des Kutterangeln „Das erste Mal auf der Ostsee“

Wer möchte es nicht erleben?


Einen herrlichen Tag auf dem Kutter zu verbringen und nebenbei auch noch Dorsche fangen.

Für viele Neueinsteiger stellen sich vorher jedoch einige Fragen.

Ich hoffe mit diesem Bericht einige Fragen zu beantworten, um das erste Erlebnis auf dem Kutter nicht gleich zum Reinfall werden zu lassen.

Punkt 1: Buchung

Die sicherste Methode auf einem Angelkutter Platz zu bekommen ist die vorherige Buchung.

Nichts ist schlimmer als früh morgens auf einem Kutter sich einen Platz zu suchen und vor dem Auslaufen wird einem erzählt, das sich nicht genügend Angler an Bord befinden und man müsse auf einem anderen Kutter ausweichen.

Oder der Kutter auf dem man mitfahren möchte hat eine Gruppe an Bord, und es ist kein Platz mehr.

Am Vortag sollte man sich Erkundigungen über Wetterverhältnisse einholen, um sicher zu sein, ob der Kutter auch ausläuft.

Die meisten Kutter fahren bis zu einer Windstärke von 7 ohne Böen noch raus. Sollte 5 – 6 für den Tag angesagt sein sollte man lieber noch einmal bei der Reederei anrufen und nachfragen, ob morgen alles klar geht oder man hinterlässt seine Telefonnummer bei Buchung.

Eine Gute Reederei sagt vorzeitig ab.

Punkt 2: Ankunft

2 – 3 Stunden vor Auslauf der Kutter sollte man (sofern nicht reservierte Plätze) an Bord sein und sich einen Platz suchen. Sollten keine Plätze durch Kennzeichnungen reserviert sein, habt Ihr das Recht auf freie Platzwahl.

Ist einem der Angelplatz egal reichen auch 30 Minuten vor Abfahrt aus. Das Reservieren durch am Vorabend angebrachte Ruten ist bei guten Reedereien sinnlos, weil diese dort keine Gültigkeit an Bord haben.

Sollten Ruten dort befestigt sein und eine längere Zeit sich keine zugehörige Person an Bord befinden, verliert auch derjenige sein Recht auf den Angelplatz.

Leider gibt es immer noch Angelkutter die diese Vorgehensweise billigen.

Bei Buchung kann diese Frage bezüglich Plätze gerne gestellt werden.

Man sollte aber dennoch keine Streitereien um die Platzwahl an Bord austragen.

Die beliebtesten Plätze sind Heck (hinten, das Ende des Schiffes) oder Bug (vorne, die Spitze des Schiffes)Mittschiffs ( die Mitte des Schiffes) könnte durch Aufbauten das Auswerfen erschweren, daher wird dieser Platz nicht so gerne genommen.

Punkt 3: Verpflegung

Auf den meisten Kuttern gibt es Verpflegung an Bord und der Verzehr von mitgebrachten Speisen oder Getränken ist strikt untersagt.

Seit dem Wegfall des Zollfreien Einkaufes sind die Kutterkapitäne darauf angewiesen diese Posten als wichtige Einnahmequelle nutzen zu können.

Auf den meisten Kuttern gibt es mittlerweile auch eine Auswahl an Gerichten, wo für jeden etwas dabei sein dürfte. Sollte Ihre nur spezielle Speise zu Euch nehmen dürfen, unterrichtet bitte vorher den Kapitän/Reederei darüber und es wird sich sicherlich eine Lösung finden lassen.

Punkt 4: Kleidung

Je nach den zu erwartenden Wetterverhältnissen sollte man sich entsprechend Kleiden.Im Sommer bei starker Hitze sollte man zuzüglich zu luftiger Kleidung eine Schirmmütze, Sonnenbrille und Sonnencreme einpacken.

Da sich das Wetter auf See aber rapide ändern kann, sollten regenfeste Sachen nie fehlen.Im Herbst und Winter sind warme Sachen wie Wollmütze, Handschuhe und Thermoanzug fast unumgänglich.

Nichts ist schlimmer, als an einem kalten verregneten Tag auf dem Kutter zu frieren.

Allgemein gilt: Lieber etwas mehr mitnehmen als zu wenig. Gummistiefel sollten auch nie vergessen werden.

Punkt 5: Seekrankheit

Jeden kann es mal erwischen und es braucht keinem peinlich zu sein. Ich habe selbst erfahrene Seeleute kennen gelernt, denen es nach 10 Jahren doch noch mal wieder erwischt hat.

Wichtigste Punkte die zur Vorbeugung dienen sind:

Nicht vor der Kuttertour langanhaltende Gespräche über die Seekrankheit führen ( sonst denkt man an nichts anderes und es wird einen früher oder später überkommen. Anfällige Personen sollten kein Alkohol davor oder auf dem Kutter zu sich nehmen.

Für genügend Flüssigkeit sorgen (in Form von Selters).

Ein kleines Frühstück zu sich nehmen um eine Grundlage zu schaffen.

Stets ausgeschlafen an Bord kommen.

Sich bei anfangender Seekrankheit lieber an Deck aufhalten und mittschiffs stehen (dort schaukelt es am wenigsten und es gibt frische Luft)

Sollte es jemanden überkommen immer mit dem Wind über Bord (gegen den Wind hat meist wenig Sinn und es könnte andere treffen)

Es gibt mittlerweile in jeder Apotheke gute Mittel gegen Reisekrankheit ( wichtig ist nur vor der Fahrt vorbeugend einnehmen)

Punkt 6: Was brauche ich an Gerät ?

Ruten: Für Einsteiger empfehle ich immer eine Allroundrute mit einem Wurfgewicht von wenig - 150g Wurfgewicht um auch bei widrigen Wetterverhältnissen noch angeln zu können.

Rutenlänge sollte zwischen 2,70m und 3,30 liegen.

Worauf man achten sollte ist das Rutengewicht.

Es sollte nicht allzu schwer sein, da man nach 4 - 5 Std. angeln schon dicke Arme bekommen kann. Kohlefaser oder Carbonruten sind hier sehr empfehlenswert.

Spezialisten haben natürlich eine Auswahl an Ruten für die Kutterangelei, was für den Einsteiger meist noch nicht oder evtl. später erst interessant wird.

Rollen: Dazu eine kräftige Rolle mit Frontbremse und einer Schnurfassung von ca. 150m 0,35 er Monofile oder 150m 0,15 er Geflecht. Empfehlen tue ich zum Anfang eine Monofile Schnur, da diese anfängliche Drillfehler eher verzeiht als Geflochtene.

Die Angelrolle sollte abgestimmt zur Rute passen und gut in der Hand liegen.

Das Angelgerät ist nach dem Einsatz mit kaltem Leitungswasser wieder zu reinigen, da Salzkristalle Kugellager und Rutenringe stark beschädigen können.

Beim Kauf von Angelgerät empfehle ich, dieses in einem Angelfachgeschäft zu tätigen, da Ihr dort die richtige Beratung bekommen könnt, die Ihr braucht.

Punkt 7: Welches Zubehör sollte ich mitnehmen

Pilker: Ihr sollten zwischen 80 und 200g Gewicht besitzen. Eine Auswahl in mehreren Farben ist nie verkehrt. Man sollte auch damit rechnen, dass ein Pilker durch einen unliebsamen Hänger am Grund mal verloren geht. Daher lieber einen mehr, als zu wenig einpacken.

Vorfächer: Am meisten verwendete Vorfächer sind Einzel und Doppelhakenvorfächer. Sie sind fix und fertig gebunden und meist günstig im Fachhandel zu erwerben.Die Farben der Beifänger (Twister) gibt es in unterschiedlichen Farben, wobei sich Japanrot, Schwarz und Beidfarbig durchgesetzt haben. Eine Handvoll Twister in anderen Farben schadet natürlich nicht und man ist flexibel und kann sie wechseln.

Relingklettband: Um Rute und Schnur zu schonen hat sich das Relingklettband sehr bewährt. Auch der sichere Halt der Ruten an der Reling ist somit auch bei widrigem Wetter garantiert.Weiteres Muss: Maßband, Hakenlösezange, (Filier)Messer, Fischbetäuber.

Nützliches: Handtuch, Gefrierbeutel, Kühlbox im Sommer.

Punkt 8: Verschiedene Angelmethoden


Es gibt verschiedene Angelmethoden vom Kutter wie z.B.:
·Pilken
·Jiggen
·Naturköderfischen

Leider kann ich hier nicht genau und ausführlich auf spezielle Angelmethoden eingehen, da es den Rahmen hier sprengen würde. Die Methoden werden hier nur kurz erklärt.

Pilken: Beim Pilken wird entweder nur mit Pilker und Drilling geangelt oder wir montieren noch zuzüglich einen Beifänger am Vorfach darüber.
An der Lee Seite (Wind im Rücken, Andrift) versuchen wir, wenn möglich auszuwerfen, damit das Boot nicht gleich über den Pilker treibt. Nun lassen wir die Montage zum Grund absinken und nehmen sofort danach durch Straffung der Schnur Kontakt zum Pilker auf. 3-4 Zupfer oder langsame Zugbewegungen mit der Rute, dann den Köder wieder absinken lassen und erneut Schnur aufnehmen.


Sind wir unterm Boot angekommen, achten wir darauf, dass unsere Montage nicht auf der anderen Seite andere Angler behindern könnte und holen frühzeitig unsere Montage wieder ein.
Bei der Luv Seite ( Wind ins Gesicht, Abdrift) brauchen wir nur ablassen, da der Kutter von uns wegtreibt. Auch hier wird die Montage auf dem Grund gelassen und durch Zupfer oder langsamen Zügen mit der Rute dem Pilker Leben eingehaucht. Dann geben wir Schnur um den Pilker wieder zum Grund zu führen.

Das Pilkergewicht sollte so gewählt werden, dass ich immer den Grundkontakt spüren kann.

Die Schnüre sollte stets Straff geführt werden. Schnurbögen sollten vermieden werden!

Regel: So leicht wie möglich, so schwer wie nötig!!!

Jiggen: Beim Jiggen gilt das selbe wie beim Pilken, jedoch wird hauptsächlich mit Vorfach und 2 Beifänger geangelt, wobei der Drilling am Pilker abmontiert wird.
Vorteil: Wir können hart am Grund Fischen mit geringer Hängergefahr. Auch das sich im Drilling festsetzende Kraut oder Muscheln stören den Ablauf nicht mehr.

Naturköderfischen: Beim Naturköderfischen werden Wattwürmer, Ringelwürmer oder Fischfetzen als Köder eingesetzt. Die Montage ähnelt wie beim Brandungsangeln mit Perlen und Auftriebskörpern, um den Würmern das nötige Spiel einzuhauchen. Die Mundschnüre werden meist hinter dem Blei geführt.

Punkt 9: Sicherheit und Ratschläge

·Solltet Ihr Auswerfen wollen, achtet bitte auf Euer Umfeld. Drillinge und Haken können schwerste Verletzungen verursachen.
·Vorsichtig mit Alkohol an Bord, die meisten Unfälle an Bord passieren unter Alkoholeinfluss.
·Rücksicht auf den Nachbarn erspart viel Ärger und verlängert die Angelzeit. Verhedderte Schnüre sind manchmal schwer zu enttüdeln.
·Sollte der Nachbar einen Fisch dran haben, ermöglicht ihm auch, den Fisch zu fangen. Ruten einholen oder genügend Platz lassen.
·Sollte sich eine Dublette oder größer Fisch ankündigen, verständigt durch lautes Rufen das Personal mit dem Worte Gaff!!!



Autor:
Thorsten Petersen (2011)

Anmerk. des Admin.: Vielen Dank für die Erlaubnis des Autors, den Beitrag hier zu veröffentlichen.